Der erste Teil der Hilfsbrücke über die Bahngleise ist da. Die Arbeiten an dem knapp vier Millionen Euro schweren Projekt zeigen beeindruckende Bilder
Von Sonja Diller
Stiebende Funken von Schweißgeräten, ein imposanter Traktor, der den schweren Anhänger mit Schotter die steile Rampe zum Gleis rückwärts hinaufschiebt, mehrere Bagger und ein riesiger Autokran sind vor Ort. Grelle Scheinwerfer beleuchten die Baustelle. Am Meitinger „Hennaloch“ war in der Nacht von Samstag auf Sonntag richtig was los.
Der erste Teil der Hilfsbrücke, über die während des Brückenneubaus der Bahnverkehr wie gewohnt auf vier Gleisen laufen wird, wurde kurz nach Mitternacht gelegt. Erschwert wurden die Arbeiten dadurch, dass die Weiche für das Gleis der SGL Carbon, über das auch die schweren Transformatoren der LEW transportiert werden, mitten auf der Bahnbrücke liegt, erklärte der Projektleiter der DB Netz, Harald Fucker. Am kommenden Wochenende wird es noch einmal laut, danach sind die nächtlichen Arbeiten vorerst erledigt. Erst im Oktober, wenn die Hilfsbrücken wieder ausgebaut und die Gleise auf die neue Brücke verlegt werden, müssen die Anwohner noch einmal mit unruhigen Nächten rechnen weil die Arbeiten nur in nächtlichen Zugpausen durchgeführt werden können.
Seit 2013 wurde geplant, im Februar liefen die Vorbereitungen für das an, was am vergangenen und kommenden Wochenende an den viel befahrenen Gleisen zwischen Donauwörth und Augsburg zu erledigen ist. Während der Erneuerung der Eisenbahnbrücken in Meitingen und Nordendorf übernehmen Hilfsbrücken den im wahrsten Sinne des Wortes schweren Job. Für eine Belastung von fünf Tonnen pro Quadratmeter musste Planer Mete Yücel die Bauwerke auslegen.
Nach dem Abbruch der Hälfte der alten Brücke aus dem Jahr 1901 wurden die stählernen Aufnahmen für die Hilfsbrücke eingebaut. Über die restlichen zwei Gleise lief der Bahnverkehr eingeschränkt. Die schmale Betonüberspannung der abgebauten Lärmschutzwände diente als Verbindungssteg. Stück für Stück senkte ein Schienenkran die bis zu 34 Meter langen Betonteile mit den darauf montierten Schienen wie Legosteine in den verdichteten Schotter ab. „Passt alles perfekt“, freute sich Yücel über die reibungslose Verlegung der tonnenschweren Teile.
Für den Neubau der Brücke ist es buchstäblich höchste Eisenbahn. „Die Brücke war am Ende“, ist Bahnfachmann Harald Fucker überzeugt. Anders als bei Straßen kommt es auf Bahnstrecken zwar nicht zu Schäden durch Streusalz, doch der stählerne Kern der Brücken ermüdet nach der langen Zeit. Die Investition von rund 3,85 Millionen Euro in den Neubau ist also kein Luxus, sondern pure Notwendigkeit. Allein 100000 Euro wird die Entsorgung des Altmaterials kosten, die Planungen schlugen mit 665000 Euro zu Buche. Nicht ganz so einfach ist auch die Verpflichtung von Fachfirmen, die das nötige Fachwissen für den Gleisbau mitbringen, so Fucker. Für das Projekt an der Bahnlinie Augsburg-Donauwörth haben sich Vitus Rieder aus Bissingen und Leonhard Weiss aus Göppingen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen.
Während der Zugverkehr auf den Hilfsbrücken weiter läuft, wird darunter die neue Brücke gebaut. Für die Logistik der Bahn, die Streckensperrungen mit allen Auswirkungen auf Passagiere und Gütertransport minutiös planen muss, stehen die Daten für den Abschluss der Arbeiten fest. Am 17. Oktober wird der Ausbau der Hilfsbrücken abgeschlossen, danach steht die Anpassung der Oberleitungen auf dem Plan. Die Schallschutzwände werden bis Mitte November wieder aufgebaut bevor Ende des Monats die Baustelle geräumt ist und der Straßenverkehr unter der Brücke wieder freigegeben wird.